Das Projekt

Warum noch ein neuer Fernradweg?

Zwölf nationale Fernradwege des D-Netzes und zukünftig noch ein dreizehnter entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze durchziehen Deutschland; sie sind zugleich Teil des europäischen Fernradwegenetzes EuroVelo. Darüber hinaus gibt es ein breites Angebot von regionalen Fernradwegen und Themenrouten in Deutschland.

Allerdings beweist Jahr für Jahr die ADFC-Radreiseanalyse, dass all diese Routen von den Radtouristen sehr unterschiedlich angenommen werden. Demnach verlaufen die erfolgreichsten Fernradwege in Deutschland an Flüssen (Elbe-, Rhein-, Donau-, Weser-Radweg) oder entlang anderer Gewässer (Ostseeküsten-, Bodensee-Radweg). Die Radtouristen versprechen sich davon offenbar landschaftliche Idylle und Streckenverläufe ohne große Höhenunterschiede. Ebenfalls gut frequentiert ist der internationale Fernradweg Berlin-Kopenhagen, der auch vielfach an Gewässern verläuft und zusätzlich die Anziehungskraft seiner beiden namhaften Endpunkte auf sich vereinigt.

Eine Radverbindung zwischen Amsterdam und Berlin hat ebenso alle notwendigen Voraussetzungen eines erfolgreichen Fernradwegs und das Potenzial für einen Platz unter den ersten zehn in einer zukünftigen ADFC-Radreiseanalyse. Ich habe daher in Privatinitiative in vierjähriger Recherchearbeit und mithilfe zahlreicher Befahrungen vor Ort einen Streckenverlauf mit den folgenden Eigenschaften ausgearbeitet:

  • attraktive Zwischenziele
    - in den Niederlanden: Hilversum, Amersfoort, Apeldoorn, Deventer, Enschede oder alternativ Utrecht, Arnhem
    - in Deutschland: Bad Bentheim, Osnabrück, Minden, Hannover, Braunschweig, Helmstedt, Magdeburg, Brandenburg, Potsdam
  • nur ca. 3800 Höhenmeter auf ca. 820 km Gesamtstrecke
  • Streckenverlauf über weite Strecken in Reichweite von Bahnstrecken mit guten Fahrradbeförderungsmöglichkeiten
    (RE Rheine-Braunschweig-Magdeburg-Berlin)

Dabei sind auch diverse Hinweise und Verbesserungsvorschläge anderer Radtouristen, von kommunalen Radverkehrsbeauftragten und anderen Touristikexperten eingeflossen. Vielen Dank dafür!

Der Fernradweg Amsterdam-Berlin hat heute den Charakter eines Initiativ-Radwegs ohne durchgängige Beschilderung und Vermarktung. Im Zeitalter der Digitalisierung, die mit GPS-Navigation und Quartierssuche per Smartphone auch im Radtourismus schon weit fortgeschritten ist, ist das längst kein Nachteil mehr. Im Gegenteil, der inoffizielle Status bietet einige Vorteile: Er vermeidet die immensen Aufwände, die zahlreichen betroffenen Gebietskörperschaften über zwei Nationen, fünf deutsche Bundesländer und zahlreiche Landkreise, Städte und Gemeinden für eine übergreifende Koordination alle an einen Tisch bringen zu müssen. Außerdem bietet er Freiheitsgrade bei der Festlegung des Streckenverlaufs. Nicht wenige Touristiker raten daher zu einer Beibehaltung des inoffiziellen Status.

Viel Spaß bei einer Radreise auf dem Fernradweg Amsterdam-Berlin!

Reinhard Niewerth